Flusstrip 2018: Tag 2

Die erste Nacht ausserhalb der Zivilisation. Unbedingt wollte ich Sterne gucken, der Himmel war nicht bewoelkt. Das fuehrte allerdings auch dazu, dass keine waermende Wolkendecke vorhanden war. Somit war meine Brille bald voller Kondenswasser vom Atmen, sowie Eiszapfen an den Fusseln meiner Muetze.

Geschlafen habe ich trotzdem gut. Ich wurde nur zweimal wach, weil Maeuse ueber unsere Plane gelaufen sind. Das Geraeusch bin ich zum Glueck nicht gewohnt von zu Hause.

Aus dem Schlafsack geschaelt ueberpruefe ich als erstes das Thermometer. Wie kalt ist dieser frische Morgen?

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Minus 12 Grad zeigt das Thermometer am fruehen Morgen.

Joe ist schon vor uns wach geworden und hat ein Feuer gemacht. Das restliche Wasser von gestern in unseren Toepfen ist natuerlich komplett gefroren und braucht einige Zeit, bis es kocht. Inzwischen stopfen wir Schlafsaecke und Zubehoer wieder in Stausaecke und Kisten. Wenn wir in Bewegung bleiben, wird uns auch schoen warm.

Zum Fruehstueck goenne ich mir Kaesenudeln. In diesem Jahr habe ich ja eine groessere Auswahl mitgenommen, was das Essen anbelangt. Da habe ich wenig Bedenken, dass mir die Nudeln morgen schon zum Hals raushaengen werden.

Nach dem Fruehstueck tragen wir Ausruestung herunter zum Fluss, um das Boot zu beladen. Eine wunderschoene Morgenstimmung erwartet mich.

Ein schwarzer Fleck ist irgendwie in meine Kamera gekommen und bereichert jetzt meine Bilder. Mal sehen, ob ich das zu Hause irgendwie beheben kann.

Als der Nebel sich etwas lichtet, fahren wir los mit dem Boot. Joe laesst uns einen guten Vorsprung. Falls der Motor aufgeben sollte, sagt er. Gut mitgedacht, wir hoffen aber, aus eigener Kraft zum Ziel zu kommen.

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Die Sonne scheint und vertreibt langsam den Nebel.

Der Motor merkt anscheinend, dass ihm nicht ganz vertraut wird. Eine Stunde lang treibt er das Boot zwar an, macht dabei aber merkwuerdig unbestaendige Geraeusche. Ploetzlich aber laeuft er astrein. Wir freuen uns, wahrscheinlich hat sich etwas geloest, freigebrannt oder sonst was. Dann nichts mehr. „Jetzt ist das Benzin alle.“ stellt Tyrel fest. Doch Benzin und Oel ist ausreichend vorhanden. Der Motor springt nicht wieder an, wir paddeln zum Ufer. Tyrel moechte den Vergaser reinigen, das hat schon einmal geholfen.

Bald schon schliesst Joe zu uns auf. Zusammen entfache ich mit ihm ein Feuer, damit Tyrel seine Haende waermen kann waehrend der Reparatur. Es ist schliesslich unter Null und ein bisschen windig.

Nach der Saeuberung des Vergasers machen wir uns wieder auf den Weg. Joe wartet lieber am Feuer, jetzt erst recht. Der Motor laeuft prima, wir hoffen, dass es jetzt auch so weiterlaeuft.

Doch die Hoffnung waehrt nur ungefaehr eine Stunde. Dann proeppelt es wieder hinter dem Boot. Bis das Geraeusch ganz aufhoert. Tyrel gleicht die Stille mit wilden Fluechen aus. Ich bin ganz gelassen. Wir sind hier draussen, wir haben einen Freund hinter uns auf dem Fluss, es koennte doch echt schlimmer sein. Wir holen unsere Paddel raus und verbrennen reichlich Kalorien, waehrend wir unseren naechsten Lagerplatz anpeilen. Joe laesst sich nicht blicken, vielleicht hat er heute eher sein Lager aufgeschlangen oder gar Jagderfolg gehabt.

Einige Zeit spaeter hoeren wir leises Motorgeraeusch hinter uns und koennen dazu einen orangenen Fleck erkennen. Das muss Joe sein. Wir halten den Daumen aus dem Boot, wollen jetzt gern per Anhalter fahren. Natuerlich hilft er uns gern aus der Patsche. Wir werfen ihm unser Tau zu und er schleppt uns fuer die restliche Stunde des Tages ab.

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Joe’s 5 PS Motor zieht jetzt sein Gummiboot und unser Aluminiumboot.

Ein bisschen albern komme ich mir schon vor, so abgeschleppt zu werden. Letztes Jahr haben wir doch den ganzen Fluss nur mit Muskelkraft bepaddelt. Allerdings war das im Kanu auch viel einfacher als im Aluboot. Tyrel kommt sich glaube ich noch dooefer vor und schimpft. Da gebe ich mich lieber meinen Tagtraeumereien hin, heute denke ich schon den ganzen Tag an Suppe. Wie lecker, wie waermend und schmackhaft, vor allem im Winter. Zu Hause werde ich viel schoene Suppen kochen, das habe ich mir fest vorgenommen. Habt ihr ein tolles Rezept fuer mich? 🙂

Heute kommen wir alle zusammen am Lagerplatz an, daher sichern wir uns ein Plaetzchen am Feuer. Eine Plane wird schraeg gespannt um Niederschlag abzuhalten und eventuell sogar etwas Waerme zu fangen in den Nacht. Vielleicht ist meine Nase dann nicht so kalt, wenn ich morgen frueh aufwache.

Von unseren Essensvorraeten ist Joe alles andere als begeistert – er hat schliesslich Koch gelernt und spaeter 20 Sommer lang Kanutouren im Yukon gefuehrt und bekocht. Wir haben vor allem Fertigzeug mit, bis auf die selbstgemachten Muesliriegel. Zur Ehrenrettung habe ich ihm heute morgen davon schon eine Ration mitgegeben. Doch er behauptet, da gabs ein grosses Problem mit den Riegeln: Sie waren zu schnell alle! Schnell fasse ich den Entschluss, auf dieser Reise vor allem Joe mit den Riegeln zu versorgen. Als Dankeschoen fuer die viele Hilfe. Doch auch wir muessen heute nicht darben. Joe laedt uns zum Essen ein, er bringt immer viel zu viel mit, behauptet er. Heute gibt es also ganz dekadent in Kaese erstickte Gnocci zu Elchwuerstchen.

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Elchwuerstchen, Gnocci, Kaese und Pfeffer – die Zutaten zur Glueckseligkeit an diesem Tag.

Wie meine Freundin Anna jetzt sagen wuerde: Mir ist, als ob mir Englein in den Mund pinkeln! Wie kann ich denn am zweiten Tag der Tour schon so voller Glueck sein ob der unerwarteten Leckerei? Vielleicht, weil ich Fertiggerichte nicht gewohnt bin. Oder, weil man ja eigentlich immer die Moeglichkeit hat, sich was Leckeres zu essen zu beschaffen. Im schlimmsten Fall muss man ein paar Stunden warten. Doch hier gibt es diese Moeglichkeit nicht. Alles, was uns zur Verfuegung steht, ist in unserem Boot.

Heute bin ich sehr dankbar. Ich hoffe, dass ich diese eigentlich kleinen Umstaende in meinem Alltag in Zukunft auch zu wuerdigen weiss und freue mich schon auf die naechsten Tage. 🙂

 

24 Comments

    • Luisa

      Moin Jens,
      Danke für das tolle Rezept, das liest sich sehr lecker! 🙂 ich kann mich gerade nicht erinnern, in der Stadt je eine frische Feige gesehen zu haben… Aber das heißt ich muss einfach besser gucken und zur Not nehme ich stattdessen drei Birnen, das passt bestimmt auch 🙂
      Liebe Grüße in den Norden,
      Luisa

      • Hallo Luisa,
        auch wir haben keine frischen Feigen bekommen
        und haben getrocknete Feigen genommen.Hat trotzdem sehr lecker geschmeckt. 😉
        Liebe Grüße von nördlich der Elbe
        Jens

  1. Euer Freund dürfte für mich auch mal gerne kochen 😀
    Zum Thema Suppe, schau doch mal auf meinem Blog nach der Käse-Lauch-Suppe 😉

    Liebe Grüße! Gabi

    • Luisa

      Hallo Gabi,
      Sagenhaft ist sein Pfeffer-Bärenfleisch aus dem Glas. Und seine Elchwürste kann ich auch wärmstens empfehlen. 🙂
      Hmm, ja Käse-Lauch-Suppe könnte ich auch mal wieder… Ich stöber dann mal auf deinem Blog!
      Liebe Grüße,
      Luisa

      • Na toll…. Pfeffer-Bärenfleisch… und bei mir gibt es schnöde Bolognese mit Spaghetti zum Abendessen :/ Gemein! 😀 😀 😀
        Bestell mal liebe Grüße an Unbekannt für das Mund-wässrig-machen 😉

        • Luisa

          Ich versuch dran zu denken, wenn ich ihn das naechste Mal sehe. 🙂

  2. Luisa

    Hi Joe,
    Das klingt total lecker und wird auf jeden Fall nachgekocht, danke für das Rezept! 🙂
    Mittlerweile bin ich ja wieder im warmen Haus, da sind meine Bilder nur noch eine annehmen erfrischende Erinnerung. Aber mittendrin war auch schön – da wird man wieder demütig, dass die Vorfahren das irgendwie geschafft haben ohne Daunenschlafsack und Gnocci.
    Liebe Grüße,
    Luisa

  3. YourHighness S.

    Hehe die Gesichtsausdrücke der Menschen auf den Bildern haben mich durchaus erheitert! 🙂
    *Daumen hoch*
    -12°C ist schon mal ne Hausnummer am morgen – da sind unsere 3°C natürlich ein schlechter Witz und völlig normal für quasi November, aber aktuell finde ich das schon recht frisch und musste am WE die Heizung einrichten. :O

    • Luisa

      Sehr schoen, ich hab mich selbst auch dran erfreut. ^^ Die Gesichtsausdruecke sind sogar ziemlich dicht am Original! Trotz dem ich sie mit nem dicken Finger auf kleinem Touchscreen gemalt habe.
      Kaelte ist immer relativ – im Fruehling werde ich bei -12 Grad schon wieder fast ins Schwitzen kommen, wenn es durchgaengig -30 bis -40 sind fuer ein paar Wochen.

  4. ....

    Oh ja, ein Rezept für Winterabende oder anstrengende Kanutouren bei kühlerer Umgebung und flott gemacht, fällt mir auch noch ein:
    Man brate Rindfleischgeschnetzeltes an. Wirft Zwiebeln und Knoblauch dran. Ebenso Paprika und Tomaten oder Dosentomaten. Köchel, köchel. Gegen Ende dazu: weisse Bohnen und mehr rote Bohnen sowie Tomatenmark und Cabanossiwurst. Gewürze: Salz, Pfeffer und Chili bis zur gewünschten Wärme.
    Kann ich mir auch ganz gut mit Bärenfleisch und Elchwürsten vorstellen. Weil „nur Fleisch gibt tierische Kraft “ (Wollfgang Güllich). Bon appetit.

    • Luisa

      MMhhmm, jetzt hab ich richtig Hunger, danke fuer das leckere Rezept! 🙂 Cabanossiwurst habe ich hier wirklich noch nicht gesehen… Aber ich werde schon was finden, manchmal stoesst man dadurch auch auf neue, interessante Kombinationen.
      Liebe Gruesse!

  5. Luisa

    Ich hatte im Save On Foods erst nachgesehen, ob es frische Datteln oder Feigen gibt, Tyrel hat naemlich noch nie frische gegessen. Leider Fehlanzeige. Dafuer kaufe ich mir da gerne ueberteuerten Dosenfisch von Appel und Tyrel bedient sich ausgiebig an der Chicken Wings Theke. 🙂

    • ....

      Ja. Appel die können’s auch. Hol‘ ich mir jetzt auch grad ’ne Dose ausem Schrank, weil hungrig und bisher keine Idee…

  6. ....

    Freestyler eben! In jeder Beziehung. Find ich gut. Schönen Tag.

  7. Anne

    Huuuuhuu Louisa! Hach, immer schön und spannend von dir zu lesen – ich bin wie immer fleißig dabei 🙂 Und ich berichte immer ganz stolz bei meinen Arbeitskollegen was na für ne coole Nudel in Kanada wohnt die ich kennen darf. Die mit Kälte im Winter, Mücken im Sommer und mit Bären im Allgemeinen kämpft. In der Hoffnung, dass sie alle merken was für Weicheier sie sind 😀

    Ich wollte nur kurz sagen, falls du es nicht schon behoben hast: der Fleck ist ein Fussel auf dem Sensor. Stört mich 😀 Da solltest du möglichst vorsichtig rangehen, lies auf jeden Fall die Anleitung und geh am besten nicht ohne Profiwerkzeug ran. Zumindest nicht, wenn die Kamera sehr teuer war.
    Liebe Grüße von Anne und Sebastian 🙂

    • Luisa

      Hi Anne,
      Wie schoen, dass du noch dabei bist! 🙂 Das hilft mir, mich auch weiter zu motivieren, einen neuen Beitrag zu verfassen.
      Danke auch fuer die Fussel-Diagnose. Meinst du da kann ich bei Staples mal nachfragen, ob die meinen Fussel wegblasen koennen? 😉 Ich moechte lieber nichts kaputt machen und Fachgeschaefte sind rar gesaeht bei 23’000 Einwohnern. Ich habe eine Bridge-Kamera, von daher kann ich nicht ohne Weiteres das Objektiv abschrauben.
      Der Fussel wird dich auf jeden Fall noch ein paar Beitraege lang begleiten, auf der Tour war das Kind ja schon in den Brunnen gefallen… mach vielleicht ein paar Fettflecke auf deinen Bildschirm, dann faellt er nicht mehr so auf. 🙂
      Liebe Gruesse an dich und dein Herzblatt,
      Die verrueckte Nudel im Yukon

      • Anne

        Great Scott, ich seh grad dass ich Dödel deinen Namen falsch geschrieben hab. Schande über mein Haupt!

        Also, liebe LUISA, wenn Staples was hat zum VORSICHTIGEN wegpusten, und nichts kärcherartiges benutzt, könnte das eine Möglichkeit sein 😀 Wenn du es selbst machen möchtest und das Objektiv auch abbekommst, solltest du dir sowas leisten:
        https://www.amazon.ca/Altura-Photo-Professional-Cleaning-Cameras/dp/B01FWNEUIM/ref=sr_1_16?ie=UTF8&qid=1541074837&sr=8-16&keywords=sensor+cleaning+kit
        Da ist ein kleiner Blasebalg dabei und so eine Art Wattestäbchen mit Reinigungsflüssigkeit, damit kannst du den festeren Dreck dann prima zusammenfegen 😉

        Liebe Grüße und viel Erfolg!

        • Luisa

          Ach Quatsch, das ist nur ein Name. Vielleicht haben meine Eltern den damals auch falsch geschrieben, wer weiss das schon so genau 😉

          Super, danke fuer den Link! Ich werde am Wochenende mal das Internet bemuehen um zu sehen, ob ich mein fest eingebautes Objektiv irgendwie abflexen kann ^^‘

          Hab ein gutes Wochenende und liebe Gruesse!

    • Luisa

      Haha, online erhalte ich folgenden Ratschlag dazu:
      There’s only one economically-practical solution and that’s to lift up the lens cap and position a new camera under it.

      • Anne

        Jawoll! Bester Ratschlag EVER 😀 😀 Und dann mit ner schicken Spiegelreflex ersetzen 😉 Am besten, nachdem man im Lotto gewonnen hat.. hust..

        • Luisa

          Spiegelreflex ist mir dann doch etwas zu teuer und unhandlich… eigentlich ist die Bridge-Kamera fuer mich genau richtig. Kann viel, gibt aber auch Einstellungen fuer Leute, die nichts wissen, guter Zoom und kann Nordlichter fotografieren. 🙂
          Naja, ich will sie gedanklich noch nicht begraben wegen eines Fussels!!!

      • Anne

        Unhandlich ist leider tatsächlich ein gutes Stichwort. Und schwer, je nachdem. Aber falls du das Objektiv abflext, ist die Spiegelreflex evtl als Bridge-Ersatz doch ne Überlegung wert 😀
        Aber nein, wegen eines Fussels solltest du sie definitiv nicht ersetzen.

        „Ach Quatsch, das ist nur ein Name. Vielleicht haben meine Eltern den damals auch falsch geschrieben, wer weiss das schon so genau sie definitiv nicht ersetzen.“
        Chhrrhchchrrihihi 😀

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