Nensterchen

Es war einmal ein Dach. Das sass friedlich auf einer Wand. Doch dann erkannten sie, dass sie nackt waren. Sie hefteten Membranlagen zusammen und machten sich einen Schurz.

So oder so aehnlich lautet die Schoepfungsgeschichte der letzten Woche. Oder sollte ich sagen Erschoepfungsgeschichte? Nein nein, es ist immer noch viel zu tun – keine Muedigkeit vorschuetzen!

Wir waren stehengeblieben beim fertigen Dach. Freitag sollte es weiter gehen. Leider endete der Abend jedoch in einem Besuch beim tieraertzlichen Notdienst. Ein ungluecklicher Sprung von Arma hat ihre Vorderpfote verletzt. Zum Glueck ist nichts gebrochen und in ein paar Wochen sollte alles wieder einwandfrei verheilt sein.

So viel Aufregung liess mich am Samstag bis 13:48 h im Bett verweilen. Danach war ich zum Baeren… aaeh Beerenpfluecken verabredet. Was fuer ein Spass! Der oertlichen Beerenfarm stehen im Gegenteil zu Deutschland keine Arbeitskraefte zur Verfuegung, die aufgrund des Wohlstandgefaelles guenstig von morgens bis abends fleissig unter Mindestlohn alles abpfluecken. Selbst die Grenze zu Mexico ist hier knapp 5000 km entfernt. Wie pflueckt man also moeglichst viele Beeren ohne Personal zu bezahlen? 

Ganz einfach: Man ruft Tage zum Selbstpfluecken aus (U Pick). Statt fuer die Beeren zu zahlen, die die fleissigen Pfluecker erbeutet haben, muessen sie die Haelfte an den Besitzer des Feldes abgeben. Der friert die Beeren zunaechst ein und moechte spaeter Getraenke daraus brauen und die dann in Japan vermarkten. In Japan sind die haskap berries naemlich der letzte Schrei (zu deutsch blaue Heckenkirsche). Sie sollen voller Antioxidanzien sein. Ausserdem schmecken sie lecker.

Da ich mit zwei Freunden pfluecken war, blieb mir am Ende ein Sechstel der Gesamternte (klingt irgendwie nach ner Matheaufgabe aus der fuenften Klasse, oder?). Von dem Sechstel wurde am selben Abend die Haelfte von Tyrel und mir inhaliert. Und am Sonntag teilte ich die uebriggebliebene Haelfte wiederum in zwei Teile, wovon ich einen Teil fuer spaetere Naschereien aufhob und den anderen in Konfituere verwandelte.

p_20190728_132012
Intakte haskap berries neben aufgekochten haskap berries auf dreckigem Herd.

Die Naschbeeren wurden am Montag dezimiert und auch die Konfituere ist schon 1/8 weniger geworden.

Rechnet ihr noch mit?! Ich versuche nur zu helfen fuer den Fall, dass ihr auch mal ein Haus in inch bauen wollt! 😀

Wer mitgerechnet hat wird erkennen, dass ich, gemessen an der eingefahrenen Beerenernte deutlich zu wenig Beeren zu Hause habe!!! Ich verzweifle nicht und hoffe jetzt darauf, dass dieses Wochenende wieder Beeren gepflueckt werden duerfen.

Neben den Beeren gab es auch noch mein Nebenprojekt, das Haus. Hihi.

Freitag: Nottierarzt in der Stadt.

Samstag: Beeren und Starkregen.

Kommen wir zum Sonntag. Es regnet munter und mit nur wenigen Nieselpausen, aber wir haben dennoch eine Beschaeftigung gefunden: Den trailer umstellen. Fuer die Arbeiten an den Aussenwaenden steht uns am aktuellen Standort eindeutig zu wenig Platz zur Verfuegung. Also heisst es Reifendruck ueberpruefen, trailer abbocken, Truck samt neu eingebauter Kupplung und staerkerem Federpaket positionieren, trailer mit Truck kuppeln, und lotsen.

p_20190728_145657
Unser Ford F-250 mit Haus im Schlepptau.
p_20190728_150819
Haus am neuen Standort auf offenerer Flaeche.

Irgendwas war noch los am Sonntag aber ich kann mich nicht mehr erinnern *kratzkratz*.

Am Montag taetigen wir unsere Stadterledigungen. Am Abend teilt sich die Wolkendecke, was wir gleich ausnutzen. Zum Feierabend habe ich lange Arme, aber das Haus sieht verdammt anders aus!

p_20190730_174150
Unser Haus ist mit Membran umwickelt.
p_20190729_204324
Auch im Innenraum stellt sich langsam ein Raumgefuehl ein.

Dienstag nach der Arbeit schaffen wir es auf wundersame Weise, alle Fenster einzubauen. Ausserdem fange ich an, die Waende von innen zu isolieren.

Nach diesem langen Dienstag habe ich einiges an Schlaf nachzuholen, was ich Mittowoch und Donnerstag versuche zu tun (mir aber nicht gelingt, ich bin immer noch muede!).

Zwischen Arbeit, Erledigungen in der Stadt, Kochen, Haushalt und Schlaf schneiden wir fleissig die Glasswolle-Isolierung zurecht und stecken sie in jede Ritze der Waende.

p_20190801_050840
Ein Foto waherend des Isolierungsprozesses.

Die naechsten Arbeitsschritte sind, die Dampfsperre auf die Innenwaende zu tackern, den Holzboden von der schuetzenden Plastikfolie zu befreien und zu behandeln, und ausserdem Sperrholzverkleidungen ohne Ende zuzusaegen und anzuschrauben. Innen und Aussen.

Ein weiterer Plan, fast genauso wichtig: Haskap berries pfluecken!!! Der Winter naht. Heute musste ich zum ersten Mal seit Mai morgens um 4 Uhr mein Fernlicht einschalten um besser zu sehen. Die dunkle Jahreszeit ist auf dem Vormarsch.

Auf jeden Fall bin ich echt froh, dass das Haus langsam aber sicher Formen annimmt. Ende diesen Monats ziehen wir aus – so oder so.

Habt ein gutes Wochenende! 🙂

21 Comments

  1. Ich bin total beeindruckt von eurem Projekt – freu mich immer auf die neuen Bilder

    • Luisa

      Dankeschoen fuer deine lieben Worte. 🙂 Das motiviert mich, weiterhin fleissig zu berichten!
      Viele Gruesse,
      Luisa

  2. Sabine Hofmann-Beulshausen

    Also, für die Nensterchen braucht Ihr dann Vorhänge, sonst kann man Euch von Aussen beim Nickerchen beobachten….tut mir leid, aber Du hast mit dem Flachwitz angefangen und ich liebe Flachwitze….aber Spaß beiseite, einfach unglaublich, was Ihr beide da schafft! Super, es wird schon werden. Ich drücke weiterhin die Daumen, Küsschen von Sabine und kraule den Wuffi.

    • Luisa

      Muddi, du machst mich sehr gluecklich, indem du meine Ueberschrift verstanden hast!!! <3
      Selbstverstaendlich brauchen wir Nickerchen-Blickdichte Vorhaenge fuer die Nensterchen! Wahrscheinlich naehe ich die aus alten Handtuechern, an die kommen wir umsonst.
      Knutsch! <3
      Lupinchen

  3. Joe

    Hab so geschmunzelt beim Lesen….irgendwie habe ich den Eindruck, dass das Inhalieren der
    haskap berries („..Von dem Sechstel wurde am selben Abend die Haelfte von Tyrel und mir inhaliert….“) zu leicht berauschenden und schreibstil-beflügelnden Wirkungen führt. 😉

    Es sieht toll aus, Euer Häuschen. Dass es bei Euch ständig regnet ist nicht so schön. Aber Ihr nutzt die Zeit ja toll aus. Viel Erfolg weiterhin!

    Gruß aus dem heißen Süden
    Joe

  4. Diese Beeren könnte ich mir definitiv auch nicht entgehen lassen! Die scheinen richtige Energie-Booster zu sein, wenn ich lese, was ihr beide alles neben dem anstrengenden Hausbau noch schafft. Toll sieht’s aus! Dem Hund schnelle Genesung und euch frohes Weiterschaffen! LG aus Südindien Irene

    • Luisa

      Dankeschön! 🙂
      Ich glaube ich lass mir erst Zeit für die Bewunderung, wenn wir den Umzug tatsächlich hinter uns haben.
      Liebe Grüße nach Hamburg,
      Luisa

  5. Fast habe ich das Bedürfnis, die Luft anzuhalten, bis endlich alles fertig ist… 😀
    Immerhin, ab jetzt könntet Ihr schon im trockenen übernachten. Ihr habt ein Dach über dem Kopf!
    Für den Endspurt wünsche ich Dir genügend Beeren, damit die körperliche Energie erhalten bleibt. Und dann erklärst Du mir mal bei Gelegenheit den Flachwitz zum Nensterchen. Weil, ich verstehe den nämlich nicht… *Kopf kratz* 😀

    Liebe Grüße! Gabi

  6. Dass es was mit Fenster zu tun haben muss, habe ich mir schon gedacht. Aber diese Wortspielerei ist ja so richtig niedlich 😀
    Danke für die Erklärung! Und keine Angst, ich atme ruhig weiter. Trotzdem ist es spannend zu beobachten, wie der Hausbau voran schreitet.
    Lasst Euch die Beeren schmecken! 😀

  7. Hallo Luisa,
    toll wie gut Ihr vorankommt!!! Ihr schafft es bestimmt rechtzeitig fertig zu werden!!!

    Liebe Grüße aus dem sonnigen Dänemark – Spodsbjerg auf der Insel Langeland
    Jens

    • Luisa

      Moin Jens und danke für deinen Optimismus! 🙂
      Irgendwie wird es schon werden. Bislang hat immer alles geklappt, wenn es musste.
      Ganz viel Spaß beim Segeln. Sprichst du eigentlich Dänisch oder kommt man auch ohne ganz gut aus?
      Liebe Grüße,
      Luisa

      • Danke Luisa,
        ein bisschen dänisch habe ich gelernt, aber man kommt in Dänemark auch wunderbar mit deutsch und englisch klar.
        Liebe Grüße
        Jens

  8. Rhiannon

    Ihr macht echt großartige Fortschritte 🙂
    und ein wenig Abwechslung mit Beerenpflücken ist doch auch was Schönes, oder?

    • Luisa

      Da hast du recht, die Beeren halten bei Laune! 🙂 Vor allem, wenn die Uhr anfaengt, sehr laut zu ticken ^^‘

  9. oh das tiny house bekommt mehr als ein gesicht. wohin kommt der briefkasten? seh dich schon am rechner sitzen und uns schreiben. mein urlaub ist vorbei, bastle grad am post über hiddensee, aber ich muss nicht teilen, abgeben und sechsteln. trotz mathe 1 abi faden verloren, geh einfach wieder pflücken, alles liebe

    • Luisa

      Einen Briefkasten am Haus gibt es in Kanada nur, wenn man in der Stadt wohnt. Ansonsten muss man sich ein Postfach mieten, welche an groesseren Abzweigungen des Highways hingezimmert wurden. Also muessen wir uns darum zum Glueck nicht auch noch Gedanken machen ^^
      Beeren wurden gepflueckt und verspeist ohne Ende… Und hoffentlich sind wir naechste Woche etwas produktiver.
      Aber auf deinen neuen Beitrag freue ich mich schon sehr! 🙂
      Ganz liebe Gruesse!

  10. .....

    Gelle, den Ford hab‘ ich schon einmal gelobt!?
    Und die Erntehelferidee ist brilliant.
    Schönen Sonntag. Å

  11. es gibt viele
    zweibeiner mit dreckigem herd
    mein oller gehört auch dazu
    aber wo gehobelt wird
    fallen auch späne
    nach dem kochen wird gegessen
    dann entspannt
    und dann sauber gemacht
    in der wildnis einen sagrotanhashalt zu führen is
    mit eurer offenen feuerquelle
    sehr sehr fragwürdig
    gruß bella 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Joe Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert